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12.12.2011

„Am schlimmsten sind zu kurze Socken“

Interview von Berlin Maximal mit Andreas M. Weidlich, Gründer und Inhaber von ANDREWS & MARTIN, 10/2001. Das Interview führte Arne Bensiek.
Berlin Maximal: Warum bringen sie Menschen bei, wie sie sich anziehen sollen?

Weidlich: Es gibt unter Geschäftsleuten viele, die sich kaum Gedanken über ihre Kleidung machen. Der Anzug, den sie tragen, erscheint ihnen als Nebensache. Sie konzentrieren sich auf andere Bereiche. Das Ergebnis sind oft unförmige oder unpassende Anzüge, die einen unsportlich oder unattraktiv wirken lassen. Solchen Geschäftsleuten zeigen wir, wie sie sich vorteilhafter für ihre Figur, ihren Teint oder ihre Frisur kleiden.

Berlin Maximal: Welche Modesünden beobachten Sie am häufigsten?

Weidlich: Die häufigsten Fauxpas sind Comic- oder Motivkrawatten, die mancher vielleicht lustig findet. Ganz schlimm sind auch zu kurze Socken. Die Männer schlagen die Beine übereinander und sofort sind ihre unrasierten Unterschenkel fast hoch bis zur Kniekehle zu sehen. Da muss man nur mal eine TV-Talkshow einschalten. Grundsätzlich werden in Deutschland Sakkos fast immer zu groß gekauft, so dass die Arme und die Handflächen nicht zu sehen sind. Kleine Menschen wirken dadurch noch kleiner.

Berlin Maximal: Was löst das beim Gegenüber aus?

Weidlich: Es kann natürlich Einfluss auf Gespräche und Verhandlungen haben, wenn man sich unwohl fühlt in seiner Kleidung und dadurch nicht selbstsicher auftritt. Das kann Nachteile haben, insbesondere wenn der Gegenüber Wert auf Kleidung legt.

Berlin Maximal: Sind Weste, Fliege und Zweireiher nicht mittlerweile auch aus der Mode?

Weidlich: Gegen eine Weste und eine Fliege ist nichts zu sagen. Es muss zum Typ passen. Aber zugegeben, es gibt sehr wenige Individualisten, die eine Schleife einer Krawatte vorziehen. Der Zweireiher ist wieder am kommen, das sieht man in den Katalogen der Modebranche. Er ist heute aber viel schlanker geschnitten als noch vor zehn Jahren. Und die goldenen Knöpfe gehen heute nicht mehr, die sind allenfalls noch silbern. Solche Modetrends verändern sich über fünf, sechs oder sieben Jahre.

Berlin Maximal: Und zurzeit sind die engen weißen Hemden von Bundestrainer Joachim Löw in?

Weidlich: Ja, aber das sind Hemden von der Stange, die Löw nur so eng tragen kann, weil der Hemdstoff einen Elastan-Anteil hat. Ganz so enge Hemden würden sich im Businessbereich gar nicht anschicken. Trend ist heute aber tatsächlich, die Hosen kürzer zu tragen, mit schmaleren Fußweiten, und auch die Schulterpartien werden leichter.

Berlin Maximal: Was sollte ein Geschäftsmann denn auf jeden Fall im Kleiderschrank hängen haben?

Weidlich: Ein gut angezogener Mann sollte sechs Anzüge im Schrank haben. Anthrazit, dunkelblau, für einen traurigen Fall schwarz - was in Businesskreisen überhaupt nicht akzeptiert ist. Dazu vielleicht einen feinen Nadelstreifen, wenn es zum Typ passt, einen Blazer und ein Freizeitsakko und natürlich einen Smoking.

Berlin Maximal: Darf ich mich denn besser kleiden als der Chef?

Weidlich: Genau das ist der größte Fehler, den man begehen kann. Gerade als junger, aufstrebender Mitarbeiter sollte man sich nicht sehr viel besser anziehen als der Vorgesetzte. In Vorstellungsgesprächen, die man selber eingeleitet hat, sollte man sich eher dezent, klassisch und zurückhaltend kleiden, je nach Branche natürlich verschieden. Ein grauer Dreiteiler mit Krawatte passt nicht zur Werbeagentur, ein breiter Nadelstreifen nicht in eine klassische Bank.

Berlin Maximal: Haben Geschäftsfrauen bei der Mode ein besseres Händchen?

Weidlich: Frauen haben genauere Vorstellungen. Der Mann sagt: Ich habe keine Ahnung, machen Sie mal. Mit Schneiderbegriffen wie Rundrücken oder Hängeschulter verwirre ich ihn eher. Frauen wissen dagegen ganz genau, wo sie es an der Hüfte schmaler haben wollen, ob ihre Taille hoch oder niedrig ist. Dass Frauen sich Kleidung anfertigen lassen, ist aber noch wenig verbreitet und hat mit Sicherheit noch Potenzial.

Quelle: Berlin Maximal – Das Mittelstandsmagazin der Zeitung Der Tagesspiegel